Zwischen Windrädern und Wirklichkeiten
Ein Rückblick auf das SachsenSofa in Brandis
Beitrag vom von Paulina Olschewski
Wie viel Veränderung verträgt eine Landschaft, wie viel Zumutung eine Gemeinschaft? Diese Frage prägte das SachsenSofa am 25. September 2025 im Gemeindesaal Brandis. Unter dem Titel „Frischer Wind zu unseren Lasten?“ diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft über Chancen, Konflikte und Grenzen der Energiewende vor Ort.
Auf dem Podium saßen Landrat Henry Graichen, Thomas Reichert von der Bürgerinitiative Gegenwind Machern sowie Sarah Gerlach und Hannes Gerold von der Sächsischen Energieagentur (SAENA). Moderiert wurde der Abend von Maxi Konang und Katharina Piatza.
Henry Graichen beschrieb die Stimmung im Landkreis Leipzig als „hoch polarisiert“ – zwischen Gemeinden, die Windkraft aktiv gestalten wollen, und solchen, die sie am liebsten verhindern würden. Er betonte die Bedeutung von Transparenz und früher Beteiligung: „Akzeptanz entsteht nicht durch Gesetze, sondern durch Mitgestaltung.“ Gleichzeitig verwies er auf die engen gesetzlichen Vorgaben, die kommunale Planung oft einschränken.
Thomas Reichert sprach für viele Bürgerinnen und Bürger, die sich von der Energiewende überrollt fühlen. „Wir sind nicht gegen Erneuerbare“, sagte er, „aber sie müssen am richtigen Ort stehen.“ Wälder und Naturschutzgebiete lehne man ab. Seine Kritik zielte vor allem auf die Verfahren: „Wir haben das Gefühl, Entscheidungen werden über unsere Köpfe hinweg getroffen.“
Sarah Gerlach von der SAENA hielt dagegen: Der Ausbau der Erneuerbaren sei für Sachsen und seine Industrie überlebenswichtig. „Neue, höhere Anlagen können auch hier wirtschaftlich laufen, das ist kein Widerspruch zum Landschaftsschutz, wenn gut geplant wird.“ Sie verwies auf gesetzlich gesicherte Rückbaupflichten und finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten für Kommunen.
Hannes Gerold ergänzte: „Der Strommarkt verändert sich. Wenn Wind und Sonne viel liefern, sinken die Preise – das ist kein Fehler, sondern Teil des Systems.“ Entscheidend sei, Verbraucher künftig stärker zu beteiligen, etwa durch flexible Tarife und intelligente Steuerung.
Aus dem Publikum kamen kritische und nachdenkliche Fragen: Ein Bürger aus Dommitzsch fragte, warum beim Ausbau der Windkraft der Gesundheitsschutz der Bevölkerung so wenig berücksichtigt werde. Ein anderer wollte wissen, wo der konkrete Nutzen für die Region bleibe, etwa bei kommunalen Einnahmen oder echter Bürgerbeteiligung. Und mehrfach wurde die Frage gestellt, wie Sachsen seiner Verantwortung für kommende Generationen gerecht werden könne, wenn der Ausbau der Erneuerbaren weiter stockt.
Das SachsenSofa in Brandis zeigte, wie eng Energiepolitik und Lebensgefühl miteinander verknüpft sind. Zwischen Windrädern und Wirklichkeiten bleibt die zentrale Frage: Wie gelingt die Energiewende, ohne Vertrauen zu verlieren?
Für alle, die nicht dabei sein konnten, die Diskussion kann hier nachgeschaut werden: Frischer Wind zu unseren Lasten?