Für das Leben?

Am 6. März 2025 fand das Sachsensofa statt, das sich einem besonders wichtigen Thema widmete: der Suizidprävention.

Beitrag vom von Paulina Olschewski

Was wirklich getan werden muss

Am 6. März 2025 fand ein Sachsensofa statt, das sich einem besonders wichtigen Thema widmete: der Suizidprävention. Drei Expertinnen und Experten nahmen auf dem Podium Platz: Brigitte Mothes, Expertin für Suizidprävention, Lars Rohwer, Bundestagsabgeordneter, und Ute Lewitzka, Psychotherapeutin und Fachärztin für Psychiatrie. Gemeinsam diskutierten sie, was wirklich getan werden muss, um Menschen in Not besser zu unterstützen und präventive Maßnahmen zu stärken.

Ute Lewitzka brachte zu Beginn die Dringlichkeit des Themas auf den Punkt: „Warum wir über dieses Thema sprechen müssen? Weil wir sehr viele Suizide verhindern könnten!" Sie erklärte, wie tief der Verlust eines geliebten Menschen durch Suizid die Angehörigen erschüttert: „Wenn Sie mit Menschen arbeiten, die jemanden durch einen Suizid verloren haben, dann wissen Sie, welches unglaubliche Schicksal dahinter steckt und wie sehr dieser Verlust das gesamte Leben für immer verändert.“ Sie betonte, dass eine der effektivsten Präventionsmaßnahmen die sogenannte „Methodenrestriktion“ ist, also die Einschränkung bestimmter Suizidmethoden. „Die Wissenschaft sagt bis heute, dass diese die stärksten Effekte hat. Das kann die Suizidzahlen maßgeblich senken“, erklärte sie. Zudem machte sie deutlich, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern wie Australien in der Suizidprävention deutlich unterfinanziert ist: „Wenn Australien 40 Millionen Dollar dafür ausgibt und wir nur viereinhalb Millionen Euro, dann merkt man, wo wir hin müssen, um wirklich etwas zu erreichen.“

Lars Rohwer, Bundestagsabgeordneter, schloss sich den Forderungen nach mehr Unterstützung an. „Wir müssen das Suizidpräventionsgesetz ändern.“ Besonders alarmierend fand er die Zunahme von Suiziden bei älteren Menschen. „Wir stellen fest, dass in den letzten Jahren bei den über 60-Jährigen die Zahl der Suizide stark ansteigt und bei den über 80-Jährigen sogar seit 2020 sehr sprunghaft“, erklärte Rohwer. Er hob hervor, wie wichtig es sei, auch dieser Altersgruppe mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Ute Lewitzka, als Psychotherapeutin und Fachärztin für Psychiatrie, ging tief auf die psychischen Ursachen und die Bedeutung von Therapie und Frühintervention ein. Sie erklärte: „Oft sind es nicht nur die akuten Krisen, sondern die jahrelange Unbeachtetheit von psychischen Erkrankungen, die Menschen in die Verzweiflung treiben.“ Lewitzka betonte die Bedeutung einer frühzeitigen Erkennung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, um Suiziden vorzubeugen. „Wir müssen mehr in Prävention investieren und dabei auch den Zugang zu therapeutischer Hilfe vereinfachen“, sagte sie. Besonders wies sie darauf hin, dass nicht jeder Suizid ein plötzliches Ereignis ist – es gibt oft langfristige Vorboten, die rechtzeitig behandelt werden könnten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Diskussion war die Rolle von Selbsthilfegruppen. Brigitte Mothes, Leiterin der Selbsthilfegruppe 'Aktiv gegen Depression' und selbst Betroffene, betonte: „Ich finde es ganz wichtig, dass es solche Selbsthilfegruppen gibt, in denen sich Menschen zusammenfinden, die gleichgesinnt sind und einander verstehen.“ Diese Gruppen bieten den Betroffenen nicht nur einen Ort zum Austausch, sondern auch eine wertvolle Unterstützung im Kampf gegen das Stigma, das immer noch mit psychischen Erkrankungen und Suizidgedanken verbunden ist.

Zusammengefasst wurde in dieser offenen Diskussion klar: Suizidprävention braucht mehr finanzielle Mittel, bessere Strukturen und eine gesellschaftliche Veränderung. Wir müssen die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen überwinden und den Betroffenen rechtzeitig helfen. Die Forderungen der Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer – mehr Aufklärung, Forschung und Unterstützung – sind dringend notwendig, um Suiziden vorzubeugen und denjenigen, die in Not sind, einen Weg aus der Dunkelheit zu bieten.

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